Nach der Öffnung der Grenze 1989 suchte Klaus Finger (1941 bis 1999), ein Künstler aus der Altmark, den Kontakt zu Gleichgesinnten in der Bundesrepublik. In der damaligen Vorsitzenden des Wittinger Kulturvereins, Barbara Berger (1925 bis 2010), fand er eine engagierte Unterstützerin. Fünf Künstlerinnen und Künstler aus Ost und West arbeiteten gemeinsam Ostern 1990 in einer Wittinger Lagerhalle der Firma Neef + Stumme.
Die Stadt Wittingen übernahm darauf die Trägerschaft der von Klaus Finger organisierten und vom Kulturverein Wittingen und Barbara Berger veranstalteten 1. Internationalen Werkstattwoche für Maler und Grafiker, die im Juli 1991 in Lüben mit 14 Künstlerinnen und Künstlern durchgeführt wurde.
… kann es niemals von oben nach unten geben, sie muss immer von unten wachsen. Aus Anlass der deutsch-deutschen Vereinigung wollte ich nun etwas tun für eine zwischenmenschliche Vereinigung. Wir haben alle unterschiedliche Erfahrungen. Während dieser Wochen können wir ein größeres Verständnis füreinander entwickeln: künstlerisch, menschlich, international.“
war bald zu einem Teil der Stadt Wittingen geworden. Die Maler, die tagsüber irgendwo mit ihrer Staffelei saßen und ein Stück Landschaft oder ein reizvolles Gebäude festhielten, wurden von der Bevölkerung aufgespürt. Man schaute ihnen über die Schulter, erlebte mit, wie ein Malerauge die Heimat erfasst. Diese Aufgeschlossenheit und das Angenommensein beflügelte die Künstler in ihrem Tun.“
Erstmalig 1998 wurden in Lüben entstandene Werke im Ausland, in Tschechien, präsentiert. Seitdem gab es Auslandsausstellungen auch in Lettland, Polen, Österreich und in den Niederlanden, wo 2012 die Künstlervereinigung Van-Tynaarlo, inspiriert durch ausgewählte Ergebnisse der 11. Werkstattwoche, Arbeiten schuf, die 2013 auch in Lüben zu sehen waren.
Von 2001 bis 2017 war Ursula Brüns Vorsitzende des Kulturvereins Wittingen und leitete gemeinsam mit einem Organisationsteam die 7. bis 14. Internationalen Werkstattwochen. 2003 wurde zum ersten Mal der Schülertag veranstaltet, der interessierten Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit bietet, mit den Künstlerinnen und Künstlern zu arbeiten.
2017 übernahm Stefanie Barnieske den Vorsitz des Kulturvereins Wittingen. Die 15. Internationale Werkstattwoche 2019 wurde unter der Leitung von Regina Oldenburg von einem neu aufgestellten hochmotivierten Team organisiert und durchgeführt. Zusätzlich zum Schülertag gab es Workshops für Grundschüler und Erwachsene, um der Bevölkerung weitere Berührungsmöglichkeiten mit künstlerischer Tätigkeit zu ermöglichen.
Aufgrund der Corona-Pandemie und dem Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine musste die für 2021 geplante 16. Internationale Werkstattwoche auf 2023 verschoben werden. Annette Ohst leitete den Kulturverein Wittingen von 2021 bis ins Frühjahr 2023. Seit April 2023 hat Elke Bruns-Tober den Vorsitz.
Im Herbst 2023 übernahm Friedo Stellfeldt die Koordination der Werkstattwoche von Regina Oldenburg. Das Team beschließt eine organische Neuausrichtung mit stärkerer Förderung junger internationaler Kunstschaffender, die sich in den nächsten Werkstattwochen vollziehen wird. Mit der Young Generation des Kunstmuseum Wolfsburg wurde im Frühjahr 2024 eine Kooperation zur Stärkerung der jungen Talente und der Durchführung von neuen Workshopformaten vereinbart.
Vier Künstlerinnen und Künstler, die seit der ersten Werkstattwoche dabei waren und diese maßgeblich geprägt und bereichert haben, sind 2022 und 2023 verstorben: Gisela Bartels aus Knesebeck, Thea Pini aus Suderwittingen, Hans Both aus Schönebeck (Elbe) und Wolfgang Hau aus Braunschweig.
„Künstler sein bedeutet, an das Leben zu glauben.“
Henry Moore
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